Emile
Jaques (1865 - 1950) wurde in Oesterreich in einer Familie geboren, die
sich zehn Jahre nach seiner Geburt in Genf niederliess. In 1886 aenderte
er auf Wunsch eines Musikverlages seinen Namen auf Jaques-Dalcroze, um
eine Verwechslung mit einem gleichnamigen Musiker, Komponist von Polkas,
zu vermeiden.
Dalcroze, Komponist und Musiker, studierte in Genf, Paris und Wien. Zwischen
1892 und 1910 war er am Musikkonservatorium in Genf taetig, und in dieser
Zeitperiode offenbarte er sich als geborener Improvisator und entwickelte
seine beruehmte Rhythmik.
Jaques-Dalcroze
Er schuf eine ungewoehnliche, neue und polemische Form im Lehren der Notenlesung
durch die koerperlichen Bewegungen. Seine kuehnen Ideen schufen grosse
Wellen der Kritik im konservativen Genf. Seine Schueler drueckten sich
durch die Bewegungen, die sie barfuss auffuehrten, aus; einige sahen in
dieser Entwicklung nichts weniger als "das aergste Spektakel von Dekadenz".
So war es, als vor 100 Jahren, die "Jaques Schritte", wie sie bekannt
wurden, ihren Lauf nahmen. Danach wurde die Rhythmik ein gaengiges Studium
in allen Musikschulen der Welt.
Vom Jahre 1910 an fuehrte Jaques-Dalcroze seine Linie der paedagogischen
und kuenstlerischen Forschungen in der Stadt Hellerau, in der Naehe von
Dresden, fort, wo zwei Maezen ein Musikinstitut errichteten, um die Fortsetzungen
seiner Theorien zu ermoeglichen. In 1912 und 1913 beugte sich die europaeische
"Intelligenzschicht" vor seinen auf der revolutionaeren Choreographie
von Adolphe Appia basierten Vorfuehrungen. Wahre Ikonen dieser Epoche,
wie Diaghilev mit seinem Russischen Ballett, Bernard Shaw, Arthur Honegger,
Paul Claudel, Stanislawski und Ernest Ansermet, um nur einige zu nennen,
nahmen an seinen Vorfuehrungsstunden teil und uebernahmen als gaengige
Paxis die Erfahrungen, welche Musik und Tanz vereinigten.
Seine Arbeit wurde abrupt durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen,
als Jaques-Dalcroze, ueberzeugt davon, dass der Militarismus mit der Zivilisation
unvereinbar sei, als Anfuehrer an einem Protest der schweizerisch-franzoesischen
Artisten gegen die von Deutschland durchgefuehrte Bombardierung der Kathedrale
in Reims teilnahm.
Das Institut Jaques-Dalcroze wurde geschlossen und oeffnete seine Pforten
erst wieder im Jahre 1915, dank einer Unterzeichnung durch ein Genfer
Komitee sozialer Initiative, um das Andenken und das Werk des Schaffers
der Rhythmik in der Schweiz zu wahren.
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